Ökumenischer Tag der Schöpfung 2021: Gemeinsames Wort

Ökumenischer Tag der Schöpfung 2021: Gemeinsames Wort

Liebe Schwestern und Brüder,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Schöpfung zu feiern hat eine lange Tradition in unseren Kirchen. Denken wir nur an die Erntedankfeste, in denen wir unserem Schöpfer für seine Gaben, die unser Leben und Überleben sicherstellen, besonders danken. Im Mittelpunkt stehen dabei die Früchte der Erde – verstanden als ein Geschenk Gottes und Zeichen seiner Menschenliebe.

Heute gelangt die ganze Schöpfung – weltlich gesprochen die Umwelt – in den Blick. Zum Bebauen und Bewahren haben wir sie anvertraut bekommen, wie es die Bibel erzählt. Damit kommt dem Menschen eine besondere Rolle zu. Ganz Abbild von Gott und mit Vernunft versehen, gestalten wir diese Welt mit der Verantwortung, so dass sie auch für die nachfolgenden Generationen lebenswert bleibt. »Nachhaltig« nennen wir es heute, was viele Generationen vor uns auch schon gewusst und erfahren haben.

In der Gegenwart erleben wir aber zunehmend die Verletzlichkeit dieser Erde in einem besonderen Maße. Gerade in diesem Jahr mit den Hochwassern in ganz Deutschland, aber auch weltweit, müssen wir erleben, welche zerstörerische Folgen unser Handeln hat. Schon seit den 70er Jahren hat der »Club of Rome« auf die Endlichkeit hingewiesen. Vom Kopf her wissen wir, dass wir sorgsamer mit der Schöpfung umgehen müssen. Zahlen und Daten aus der Wissenschaft weisen uns immer wieder darauf hin. Inzwischen reagiert die Menschheit auch darauf. Aber zu langsam und nicht konsequent genug. Taktierend versuchen wir unsere Privilegien zu schützen. Leider hat vieles davon Erfolg gehabt – zu Lasten der Umwelt ging und geht es. Dürren und Hochwasser, Artensterben und Insektenschwärme – die Liste der Plagen ist lang.

Jörg Zink erzählt in seinen »letzten sieben Tagen der Schöpfung«: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Aber nach vielen Jahrtausenden meinte der Mensch, endlich klug genug zu sein. Er sprach: Wer redet hier von Gott? Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand, und es begannen die letzten sieben Tage der Erde. Tief unten in der Hölle erzählte man sich nun die spannende Geschichte vom Menschen, der seine Zukunft in die Hand nahm, und das Gelächter dröhnte hinauf bis zu den Chören der Engel.« (Vgl. "Die letzten sieben Tage der Schöpfung" von Jörg Zink)

Dabei ist es unerheblich, wie groß der menschengemachte Anteil ist. Unser Handeln muss umsichtig und nachhaltig sein. Geschrieben ist dazu schon viel. Ideen wurden entwickelt, Konzepte ausgebreitet und als best-practice-Beispiel punktuell umgesetzt. Initiativen laden uns zum Klimafasten und zum Mitmachen in der »Allianz für die Schöpfung« ein. Mit dem Grünen Hahn gibt es auch eine Möglichkeit zu einer kirchenbezogenen Zertifizierung. Alles sind Beispiele und Zeichen, dass wir aufgebrochen sind, anders zu handeln. Ist damit schon alles wieder im Lot?

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung 2007 in Sibiu/Hermannstadt hat alle christlichen Kirchen eingeladen, einen Tag der Schöpfung zu feiern. Seit 2010 wird dieser Tag im deutschsprachigen Raum immer am ersten Freitag im September begangen. Dies wollen wir für Sachsen aufgreifen und zukünftig auch auf dem Gebiet der ACK Sachsen, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und des Bistums Dresden-Meißen diesen Tag gestalten.

Das Motto führt uns dieses Mal nach Pirna an die Elbe: »Damit Ströme lebendigen Wassers fließen«. Das Thema zeigt gleich die Ambivalenz des Wortes Wasser. Deutlich wurde es im vergangenen Sommer, als es so wenig Wasser gab, dass keine Schifffahrt mehr möglich war. Ganz anders sind die Hochwasser, die die Stadt und das Leben in ihr bedroht haben. Auch diese Dimension finden wir im Leitsatz wieder. Man muss lediglich das kleine Wort »nur« gedanklich einschieben. Der Fluss ist mit seinem Wasser eine Lebensader für die Stadt und seine Bewohner. Dazu braucht er uns und unser bebauendes und bewahrendes Handeln. Wir müssen uns entscheiden, ob es ein lebendiger Fluss oder ein steriler Kanal zur Wasserversorgung sein soll.

Wenn wir jetzt ökumenisch vereint die Umwelt würdigen, dann wissen wir aber auch, dass es ein Anliegen für alle Menschen sein muss. (Gerade deshalb hat sich die Enzyklika »Laudato si« von Papst Franziskus als eine Denkschrift an alle Menschen guten Willens gerichtet.) Wir alle sind eine Familie, die in der einen Welt, dem einen Haus leben und es gemeinsam beschützen und gestalten. Ganz im biblischen Sinn werden wir alle in die Verantwortung genommen und haben unser Handeln als Antwort zu geben. Um als Christen Licht und Salz in der Gesellschaft zu sein, müssen wir ambitioniert neue, nachhaltigere und sozial gerechte Wege gehen.

Gemeinsam wollen wir an diesem Tag die uns anvertraute Schöpfung neu entdecken, uns unserer Verantwortung für alles Geschaffene neu bewusst werden und so dankbar feiern. Dazu dienen die verschiedenen thematischen Angebote. Inhaltlich wird auf das Thema »Wasser« in seinen verschiedenen Dimensionen eingestimmt. In unterschiedlichen Formen vom Podium über Pilgerwege bis zu Exkursionen wird das Thema entfaltet und so in unser Bewusstsein gebracht. Dieser Tag soll ein Fest der Freude, des Wahrnehmens und des Staunens, aber mitunter auch der Klage sein. Dazu laden wir Sie alle herzlich ein.

Sowohl für die Gestaltung der Gottesdienste als auch für die Offenen Kirchen werden wir Ihnen eine Arbeitshilfe anbieten, die Sie rechtzeitig dazu erreichen wird.

Tobias Bilz Heinrich Timmerevers Gert Loose
Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Bischof des Bistums Dresden-Meißen Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Sachsen