Nächstenliebe und Gastfreundschaft

Nächstenliebe und Gastfreundschaft

Christliche Kirchen in Sachsen rufen zur Unterstützung für Asylsuchende auf

Erklärung der christlichen Kirchen in Sachsen angesichts von Protesten gegen die Einrichtung bzw. Erweiterung von Unterkünften für Asylbewerber in Sachsen

„Ich bin Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.“ (Matthäus 25,35f.)

Der Maßstab, an dem das Handeln von Christen in der Welt erkannt werden soll, ist von Jesus selbst im Neuen Testament ganz unmissverständlich benannt: Es ist der Einsatz für den Nächsten, der Hilfe und Unterstützung benötigt. Am konkreten Handeln für Menschen in Not erweist sich der christliche Glaube.

Ganz Deutschland ist in diesen Monaten gefordert, humanitäre Hilfe an Flüchtlingen zu leisten. Kein Bundesland, keine Region, keine Stadt, kein Landkreis kann sich der Verantwortung entziehen, die nur gemeinsam getragen werden kann. Wo dafür die Kapazitäten zur Unterbringung von Flüchtlingen erweitert werden müssen, braucht das die Unterstützung der Bevölkerung. Helfen Sie mit, dass diese Menschen unter menschenwürdigen Bedingungen unter uns leben können!

„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ (1. Mose 1, 27)

Alle Menschen sind Gottes Geschöpfe und alle Menschen haben das gleiche Recht und die gleiche unverlierbare Menschenwürde. Ein beachtlicher Teil der Propaganda gegen Asylbewerber ist von rassistischen Motiven getragen, die Menschen aus anderen Erdteilen und Kulturkreisen als minderwertig betrachten. Daraus folgt eine Behandlung, als ob sie kein Recht auf eine menschenwürdige Behandlung hätten. Dem muss entschieden widersprochen werden – mit Worten und mit Taten.

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ (2. Mose 20,16)

Die gegenwärtige Stimmung gegen Asylbewerber steckt voller Lügen und Unterstellungen. Lassen Sie sich davon nicht verführen. Viele Argumente beruhen auf pauschalen negativen Urteilen und falschen Zuschreibungen.

Prüfen Sie Ihre Rede auf Wahrhaftigkeit. Verbreiten Sie keine Übertreibungen und Lügen. Deren Zweck ist es, Zwietracht zu säen und Menschen, die im Frieden kommen und unsere Freunde werden wollen, zu Feinden zu erklären.

Widersprechen Sie Hetzreden, die ganze Bevölkerungsgruppen pauschal diffamieren.

„Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ (Matthäus 7,12)

Wer wünscht es sich, in eine Situation zu geraten, bei der man all sein Hab und Gut, seine Freunde und Verwandten zurücklassen muss, um irgendwo in der Fremde auf ein neues Leben zu hoffen? Niemand verlässt ohne Not seine Heimat. Wer mit nichts in der Hand hier Asyl beantragt, hat große und schwere Not erlitten. Das gilt für die allermeisten dieser Menschen. Sie sehnen sich nach einem menschenwürdigen Leben, nach einer Perspektive für die Zukunft, die nicht von Hunger, Angst, Krieg und Verfolgung bedroht ist. Welche Aufnahme würden wir uns wünschen, wenn wir in der Situation dieser Flüchtlinge wären?

„Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?“ (Matthäus 18,33)

Alles, was wir sind und haben, verdanken wir der Gnade und Güte Gottes. Unser Besitz, unser Geld, unseren relativen Wohlstand hat niemand in Deutschland allein seiner eigenen Anstrengung zu verdanken. Keiner hat sich sein Geburtsland selbst ausgesucht. Wir sind von Gott beschenkt, und wir sollen uns dieser Geschenke würdig erweisen, indem wir etwas davon weitergeben an andere Menschen, denen es am Nötigsten fehlt.

Wir bitten Sie: Lassen Sie sich nicht verblenden und zum Hass aufstacheln. Fragen Sie stattdessen nach dem Schicksal der Betroffenen. Nehmen Sie die konkreten Menschen in den Blick. Schließen Sie die Familien in Ihre Fürbitte mit ein!

Arbeiten Sie mit den zuständigen staatlichen und kommunalen Stellen gemeinsam daran, dass diese Menschen nicht Hass und Feindschaft, sondern Zuwendung und Hilfe in unserem Land und an Ihrem Ort erfahren.

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